Das Full Cost Accounting Project (2014) der FAO dient als Modell für die „Was unser Essen wirklich kostet“-Kampagne. 2014 veröffentlichte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) den Bericht Food wastage footprint: full cost accounting(dt.: Footprint der Lebensmittelverschwendung: Vollkostenrechnung). Der Bericht ist das Ergebnis des Full Cost Accounting Project (FCA) von Nadia El-Hage Scialabba (Senior Officer für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung in der Abteilung Klima, Energie und Landbesitz der FAO), die damit ein Modell geschaffen hat, um die externen Kosten der Lebensmittelproduktion zu berechnen.
Ergebnisse der Untersuchung beinhalteten eine Tabelle mit Konstanten, mithilfe derer die versteckten Kosten von Wasserverschmutzung, Treibhausgasemissionen sowie andere Effekte kalkuliert werden konnten. Zum Beispiel verknüpfte die FAO je ein Kilo Treibhausgasemissionen mit einer bestimmten Geldsumme und erhielt so die Kosten der resultierenden globalen Erwärmung. Dank dieser Methode kann jetzt jede Organisation und jedes Unternehmen die versteckten Kosten für ein Produkt berechnen, solange dessen CO2-Fußabdruck, Wasserfußabdruck und Werte für die Bodenerosion bekannt sind.
Für die Gesundheitskosten führte EY eine zusätzliche Modellrechnung durch. Die Gesundheitskosten wurden auf der Grundlage der Auswirkungen, die Pestizide auf die Verbraucher haben sowie unter Berücksichtigung der Arbeitsbedingungen bzw. Arbeitssicherheit von Landwirten und Farmarbeitern berechnet. Zur Bestimmung des Pestizid-Expositionsniveaus wurden Daten der Wissenschaftler Peter Fantke und Oliver Jolliet sowie Daten der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) sowie ecolnvent verwendet. In einem nächsten Schritt wurden die Effekte auf die Gesundheit unter die Lupe genommen, dafür wurde die Maßeinheit DALY der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet. DALY (Disability Adjusted Life Years) steht für die sogenannten behinderungsbereinigten Lebensjahre. Fantke und Jolliet veröffentlichten eine Liste von Pestiziden, für die die DALY-Auswirkungen eingeschätzt wurden. Durch die Kombination aller Daten berechnete Finanzprüfer Ernst & Young (EY) die Auswirkungen biologischer und nicht-biologisch erzeugter Produkte. Für die Auswirkungen auf die Gesundheit der Landwirte und Farmarbeiter durch die Arbeitsbedingungen bzw. Arbeitssicherheit vor Ort wurde die Anzahl der arbeitsbedingten Unfälle im Zusammenhang mit Fehlzeiten analysiert.
Die Berechnungen wurden von den Wirtschaftsprüfern von EY (früher Ernst & Young) und von Soil & More International, einem Tochterunternehmen von Eosta, erstellt. EY konzertierte sich dabei schwerpunktmäßig auf die Gesundheits- und sozialen Auswirkungen, während Soil & More die Auswirkungen auf Klima, Boden, Wasser und Artenvielfalt unter die Lupe nahm. EY und Soil & More kooperierten dabei mit der FAO, FiBL, EFSA, EcoInvent und Einzelwissenschaftlern, um einen praktischen Ansatz für das True Cost Accounting in KMU-Unternehmen zu entwickeln, der auf früheren Arbeiten von NCC, WHO, WBCSD, A4S und TEEbAg aufbaut.
Da die Vollkostenrechnung sich noch in der Entwicklungsphase befindet, sind viele positive Faktoren der nachhaltigen Landwirtschaft noch nicht im Modell enthalten. Daher geht Nature & More davon aus, dass die Preisunterschiede zwischen konventionellem und ökologischem Anbau in Wahrheit sogar noch größer sein dürften.